Denkmals-Orgel
Walcker 1834, Umbau Österle 1969
1833 wurde im Zusammenhang mit dem Kirchenneubau auch über die Orgel ein
Beschluß gefasst. Musikdirektor Frey aus Esslingen entwarf die Disposition und schätzte die Kosten auf 1000 Gulden.
Nach der Einweihung der Kirche 1833 trat man mit der Firma Orgelbau Walcker
in Ludwigsburg in Verbindung. Musikdirektor Frey testete im November 1833 eine Orgel Walckers mit 12 Registern. Darauf schloss man im Januar 1834 einen Vertrag, nach dem die Orgel bis zur Kirchweihe 1834 aufgestellt sein sollte. Die Kosten betrugen 1480 Gulden.
Walcker hatte zusätzlich zwei Register angeboten: eine Traversflöte 4 Fuß und
ein durchschlagendes Zungenregister Physharmonika 8 Fuß (Druckwind-Harmoniumzunge).
Die Traversflöte wurde ins 1.Manual eingebaut, die Physharmonika, wie damals üblich, in den Spieltisch. Die Physharmonika wurde bei einer späteren Überholung wahrscheinlich 1926 im Zuge des "Zeitgeschmacks" zerstört.
Klangbild Disposition 1 der Orgel im Anhang.
Im März 1836 prüfte Musikdirektor Frey die Orgel; Sein Urteil: "Der körnige, kräftige und doch fromme Ton dieser Orgel, welcher die in akustischer Hinsicht besonders gelungene neue Kirche vollkommen ausfüllt, ist eine Seltenheit, die auch dem geübtesten Orgelbauer nicht allzu häufig gelingt."
1854 wurde die Orgel aus witterungsbedingten Gründen auf die westliche
Empore versetzt.
1887 erhielt die Orgel einen neuen Anstrich.
1917, im ersten Weltkrieg, mußten die Zinn- Prospektpfeifen für die Rüstungsindustrie abgeliefert werden. Walcker hat 1921/22 neue Zink-Prospektpfeifen eingebaut.
Im Jahre 1926 richtete die Erbauerfirma einen Orgelventilator mit elektrischem
Antrieb ein.
1954 wurde die Orgel überholt und die Disposition zum Nachteil des früh-romantischen Klangbilds verändert. Klangbild Disposition 2 der Orgel im Anhang.
1969 wurde die Orgel von der Firma Österle auf Zwei Manuale erweitert, der historische, freistehende Spieltisch leider zerstört und ein Spielschrank in die Orgel eingebaut.
Klangbild Disposition 3 der Orgel im Anhang.
1984 wurde die Orgel in Eigenleistung als Gemeindeprojekt unter fachlicher Anleitung von Volker Bühler ausgereinigt und technisch verbessert, klanglich neu intoniert durch Volker Bühler und Christian Reichel.
Das Instrument präsentiert sich nun in einer klanglichen Einmaligkeit der vorhandenen 8 romantischen Register von 1834 (ursprünglich 12).
Die vorhandenen 5 neuen Register des 2.Manuals (1969), Piffaro 2fach, 4.u.2 Fuß im Pedal (1954) und die Register Nasat 2 2/3 Fuß (1954 1.Manual)und Hörnle 2fach (1954 1.Manual) passen sich nun einzigartig in das Klangkonzept ein.
Die Mixtur des 1.Manuals (1954) ist baubedingt durch viele Doppelchöre nur bedingt anpassungsfähig zu intonieren.
Besonderheiten der Denkmalsorgel
- Prospekt im klassizistischen Biedermaierstil von 1834. Einzig erhaltener Prospekt dieser Art.
- Historische Inschrift im Windkastenspund der alten historischen Schleiflade des 1.Manuals
- Traversflöte 4 Fuß mit "Froschmaulansprache"
Disposition mit Klang und Pfeifenbeschreibung
1. Manual:
Principal 8 Fuß
C-B Holzpfeifen von 1834, H-fs 2 Zinnpfeifen (Prospekt)1969
g2-f3 Metallpfeifen von 1834
Klang: historischer Ursprungsklang rund und kernig
Oktave 4 Fuß
Metallpfeifen C-f3 von 1834
Klang: historischer Ursprungsklang rund, kräftig fast flötig, singend
Gedeckt 8 Fuß
Holzpfeifen C-f3 von 1834
Klang: historischer Ursprungsklang rund tragend, etwas kräftiger, wie
Kammergedeckt 8 Fuß vom 2.Manual
Waldflöte 2 Fuß
Metallpfeifen C-f3 von 1834 konische Mensur
Klang: historischer Ursprungsklang flötig, jauchzend, kräftig und hell
Traversflöte 4 Fuß
von 1834 mit "Froschmaulansprache"
rechteckige Holzpfeifen C-B, runde Holzpfeifen (Ahorn, Vorschläge Birnbaum)
H-f3 leicht konische Mensur, ab c1 überblasend.
Klang: querflötenhaft in der überblasenden Lage (c1-f3), streichender Klang in der
tieferen Lage; Historischer Ursprungsklang mit Seltenheitswert
(leiser wie Rohrfl.4 Fuß vom 2.Man.)
Dolce 8 Fuß
eng mensurierte Metallpfeifen von 1834
C-G gedeckte Metallpfeifen, offene Metallpfeifen Gs-f3
Klang: historischer Ursprungsklang zart, streichend, von seltener Schönheit.
Nasat 2 2/3 Fuß
Metallpfeifen C-f3 von 1954 (Naturguß)
Klang: färbender Quintklang, mischt sich seit 1984 ausgezeichnet mit den
historischen Grundregistern.
Hörnle 2fach (1954)
Metallpfeifen, C-b einfach als Rohrflöte 4Fuß gebaut,
ab h-f3 2fach 2 Fuß und 1 3/5 Fuß offen gebaut;
Klang: schöne Terzfärbung, mischt sich mit Nasat 2 2/3 Fuß und Gedeckt 8 Fuß
zu einem wunderschönen Kornett.
Mixtur 2 Fuß
3fach mit Doppelchören (1954) Metallpfeifen
Klang: Klangkrone des 1.Manuals (Mischregister)
2 Manual (seit 1969):
Kammergedeckt 8 Fuß
Holzpfeifen
Klang: etwas leiser singend warmer Klang und doch tragend
Rohrflöte 4 Fuß
Metallpfeifen
Klang: singender Flötenton durch 7ten Oberton etwas ins "ü" gehend
Prinzipal 2 Fuß
Metallpfeifen
Klang: frischer, lebendiger Prinzipalton
Sifflöte 1 1/3 Fuß
Metallpfeifen
Klang: heller Quintton, mischt sich selten schön mit Rohrflöte 4 Fuß
Klingende Zimbel 3fach
Metallpfeifen
Klang: leuchtende Klangkrone ohne schreienden Charakter
Pedal:
Die Töne cs1-f1 stehen auf einer Überlade von 1969
Subbaß 16 Fuß
gedecktes Holzregister C-c1 von 1834
Klang: historischer Ursprungsklang, tragendes Fundamentregister,
wachsendes Volumen im Kirchenraum
Oktavbaß 8 Fuß
Holzregister C-c1 von 1834
Klang: historischer Ursprungsklang, rückgrathafte, tragende Pedalstimme
Piffaro 2fach 4 Fuß u. 2 Fuß (Register seit 1954)
4 Fuß-Reihe C-H alte Zinkpfeifen (Herkunft unbekannt), c-c1 Metallpfeifen 2 Fuß-Reihe C-c1 Metallpfeifen
Klang: heller, leuchtender Klang z.B. Cantus-firmus Spiel im Pedal
Volker Bühler